10 – Gemeindehaus

Patrizierhaus Villa Hanhart Gemeindehaus Dorfzentrum um 1900
Das Patrizierhaus der Familie Hanhart und heutige Gemeindehaus um 1900. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Das vornehme spätklassizistische Patrizierhaus will so gar nicht zu den übrigen Häusern des Dorfes passen. Kantonsrat Johann Jakob Hanhart liess es 1851 von Architekt Waser, Zürich, als Wohnhaus erbauen. Links und rechts des eindrücklichen Portikus wurden Verkaufsläden eingerichtet mit je eigenen Zugangstreppen. 1919, nachdem das ehemalige Gemeindehaus an der Hochstrasse 12 den Anforderungen nicht mehr genügte, war man froh, eine so würdige Residenz als Gemeindehaus gefunden zu haben. Die Verkaufsläden im Parterre wurden umgenutzt, im Hochparterre waren die Amtstuben, darüber die Wohnung des Schreibers. Nach und nach genügte der vorhandene Raum den Bedürfnissen nicht mehr, das ganze Haus wurde für die Verwaltung umgenutzt, die Remise 1977 abgebrochen, mit einer grossen Eingangshalle komplett neu aufgebaut und mit dem Hauptgebäude verbunden. Einzelne Verwaltungszweige wurden auch in die Verwaltungsgebäude Hochstrasse 12 und 65 ausgelagert.

1851Kantonsrat Johann Jakob Hanhart lässt die spätklassizistische Villa als Wohnhaus bauen, Architekt Wilhelm Waser Zürich
19. Jh.Ladeneinbauten links und rechts des Portikus
Linke Seite: Restengeschäft von C. Hanhart
Rechte Seite: Bazar von J. Hauser, dann Droguerie von H. Halter
1918Die politische Gemeinde Pfäffikon kauft die Liegenschaft von den Erben Hanharts
1919Architekt Johannes Meier, Wetzikon, stellt den Ursprungszustand wieder her, die Ladeneinbauten verschwinden, das Haus wird komplett renoviert
1937Ausbau der Hochstrasse und Anpassung der Treppenanlage
1976Unterschutzstellung durch die Gemeinde
1977Abbruch Remise (Oekonomiegebäude) und Neubau als Erweiterung des Gemeindehauses
1977/78Denkmalpflegegerechte Aussenrenovation durch die Architekten Künzli und Stahel
2001Modernisierung und Ausbau des Dachgeschosses
20. Jh.
21. Jh.
Platznot erfordert Auslagerungen von Betreibungsamt (1982) und Liegenschaftsverwaltung (2016) an die Hochstrasse 65 und der Schulverwaltung (2020) an die Hochstrasse 12
Villa Hanhart, heute Gemeindehaus, Drohnenaufnahme von 2014
Das im Zentrum gelegene Gemeindehaus auf einer Drohnenaufnahme von 2014. Quelle: Gemeinde Pfäffikon

Das herrschaftliche Patrizierhaus von Kantonsrat Johann Jakob Hanhart steht mitten im Dorf und prägt das ursprüngliche Zentrum mit dem Dorfplatz. Zusammen mit den umliegenden Gebäuden bildet es ein markantes Ensemble rund um den Dorfbrunnen. Hier kreuzen sich die Hauptachsen, die Hochstrasse und die Kempttalstrasse, mit der einstigen Dorfstrasse, der Seestrasse in Richtung Dorfkirche und deren Verlängerung in Richtung See und Uster und der Frohwiesstrasse in Richtung Russikon als Querverbindung in Nord-Süd-Richtung. Geschäft reihte sich an Geschäft. In jedem Haus war praktisch auf Strassenebene ein Fachgeschäft zu finden. Der trapezförmige Grundriss der Hanhart-Villa ermöglicht in den westlichen Zimmern den Blick durch die Seestrasse hinab zur Kirche. Seit 1919 steht das Gebäude 1851 Kantonsrat Johann Jakob Hanhart lässt die spätklassizistische Villa als Wohnhaus bauen, Architekt Wilhelm Waser Zürich 19. Jh. Ladeneinbauten links und rechts des Portikus Linke Seite: Restengeschäft von C. Hanhart Rechte Seite: Bazar von J. Hauser, dann Droguerie von H. Halter 1918 Die politische Gemeinde Pfäffikon kauft die Liegenschaft von den Erben Hanharts 1919 Architekt Johannes Meier, Wetzikon, stellt den Ursprungszustand wieder her, die Ladeneinbauten verschwinden, das Haus wird komplett renoviert 1937 Ausbau der Hochstrasse und Anpassung der Treppenanlage 1976 Unterschutzstellung durch die Gemeinde 1977 Abbruch Remise (Oekonomiegebäude) und Neubau als Erweiterung des Gemeindehauses 1977/78 Denkmalpflegegerechte Aussenrenovation durch die Architekten Künzli und Stahel 2001 Modernisierung und Ausbau des Dachgeschosses 20. Jh. 21. Jh. Platznot erfordert Auslagerungen von Betreibungsamt (1982) und Liegenschaftsverwaltung (2016) an die Hochstrasse 65 und der Schulverwaltung (2020) an die Hochstrasse 12 der politischen Gemeinde als Gemeindehaus zur Verfügung. Es musste an die immer umfangreicheren Aufgaben der Kommunalpolitik und -verwaltung angepasst werden. Eine Konzentration aller Abteilungen in einem einzigen neuen grossen Gebäude zwischen Seestrasse und Rappengasse stiess bei der denkwürdigen Gemeindeversammlung vom 23. Juni 1973 mit über 900 Personen auf markante Ablehnung. Daher entschied man sich für die heutige Lösung: Die Hanhart’sche Remise, das Ökonomiegebäude, wurde 1977 abgerissen und an deren Stelle ein moderner Neubau als Erweiterung zum bisherigen Gemeindehaus angebaut. Im bisherigen ehrwürdigen Gemeindehaus wurden die Büros modernisiert und intern an die neuen Bedingungen angepasst. Für die heutigen Bedürfnisse genügen die räumlichen Anforderungen aber bereits nicht mehr, so dass in verschiedenen im Dorf verstreuten gemeindeeigenen Liegenschaften einzelne Verwaltungsabteilungen untergebracht werden müssen.

Villa Hanhart und Remise um 1900, heute Gemeindehaus
Spätklassizistisches Patrizierhaus Hanhart mit Ladeneinbauten und Remise um 1900. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Kantonsrat Johann Jakob Hanhart (1802-1879) beauftragte 1851 den Zürcher Architekten Wilhelm Waser mit dem Bau seines Wohnhauses, einer spätklassizistischen Villa mit Walmdach. Ein markanter Portikus mit vier Säulen, überdeckt mit einem Balkon mit schmiedeeisernem Geländer, zierte die perfekt symmetrisch angelegte Fassade gegen die Strasse. Gurten und Verdachungen verliehen dem Baukubus den «gehobenen» Charakter, ein für Pfäffikon eher ungewöhnlicher Anblick. In der Mitte des Portikus mit einladender Zugangstreppe zum Gebäude befand sich das Eingangstor, hinter welchem ein langer Gang Zutritt zu den beiden – auch hier symmetrisch angeordneten – Haushälften ermöglichte. Links und rechts des Portikus befanden sich Ladeneinbauten mit eigenen Zugangstreppen, links das Restengeschäft von J. Hanhart und rechts die Handlung von E. Hauser und später der Droguerie Halter. Rund um das Haus bestanden damals noch reichlich Vorplätze. Auf der strassenabgewandten Hinterseite der Villa ermöglichte eine massive Eicheneingangstüre in profiliertem Gewände den Zutritt ins Innere des Hauses. Mit der Übernahme des Hauses 1919 durch die politische Gemeinde Pfäffikon von den Erben Jakob Hanharts wurde die Liegenschaft durch den Architekten Johannes Meier aus Wetzikon wieder in den originalen Zustand zurückgebaut. Die Ladeneinbauten mit ihren Zugangstreppen verschwanden. Mit dem Ausbau der Hochstrasse in den 1930er-Jahren wurden grössere Umbauten an der gesamten Treppenanlage nötig. Die strassenseitige einladende grosse Haupttreppe zum Gebäude musste den beiden heutigen Seitentreppen weichen. Aktuell ist dieser Zugang geschlossen. Bis in die 1960er-Jahre wurden alle Räumlichkeiten im Haus für die Verwaltung umgenutzt. Die Zunahme der Bevölkerung und zusätzliche Anforderungen an die Gemeindeorganisation und -verwaltung erforderten immer mehr Raum. Räume in der zum Haus gehörenden Gemeindescheune mussten belegt und gewisse Abteilungen ausgelagert werden. Eine Gemeindeversammlung mit 950 Stimmbürgern verhinderte am 23. Juni 1973 den Kauf eines Grundstückes für einen Verwaltungsneubau mitten im Dorf, im Bereich Seestrasse-Rappengasse. So wurde die Gemeindescheune, die Hanhart’sche Remise, 1976 abgebrochen und an deren Stelle der heutige Erweiterungsbau errichtet.

Remise Villa Hanhart Ladengeschäft Meier-Bollag um 1910
Remise der Villa Hanhart in die ebenfalls Ladengeschäfte eingebaut wurden um 1910. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Eingangspartie nach dem Umbau zum Gemeindehaus um 1920
Eingangspartie nach dem Umbau zum Gemeindehaus um 1920. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Remise Gemeindescheune um 1976
Die Remise, die dem Erweiterungsbau weichen musste, kurz vor dem Abriss 1976. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Gemeindehaus mit Erweiterungsbau 1978
Das Gemeindehaus mit dem neuen Erweiterungsbau 1978. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Zu Beginn um 1919 genügten die Räume im Erdgeschoss für die Verwaltung. Darüber war zuerst im ersten Stock, später im zweiten, die Amtswohnung des Schreibers. Noch heute befindet sich das «Hochzeitszimmer» mit seinem warm getäferten Intérieur im ersten Stock im Südwestbereich des trapezförmig leicht vorstehenden Grundrisses des Hauses. Und aus dem hintersten Fenster öffnet sich damit der freie Blick durch die Seestrasse zur Kirche – wenn das kein gutes Omen ist! Weiter bestehen im Innern heute noch originale Kachelöfen und Türblätter. Die Innenräume des Hauses wurden permanent an die neuen Bedürfnisse von Behörden und Verwaltung angepasst. Leider dürfen diese baulichen Anpassungen der Hausinfrastruktur aus architektonischer Sicht nicht immer als gelungen taxiert werden. Die letzte grössere Renovation hat 2001 stattgefunden. Das ursprünglich als Estrich genutzte Dachgeschoss wurde zum Gemeinderatssitzungszimmer und einem Aufenthaltsraum für das Personal umgebaut. Trotzdem mussten bestimmte Verwaltungsbereiche ausgelagert werden (z.Bsp. Schulverwaltung an die Hochstrasse 12, Betreibungsamt und Liegenschaftenverwaltung an die Hochstrasse 65).

Kachelöfen im 2. Obergeschoss des Gemeindehauses
Die beiden Kachelöfen im 2. Obergeschoss blieben erhalten Quelle: Ernst Bänteli
Gemeindehaus Cafereria Aufenthaltsraum Dachstock 2023
Cafeteria im ausgebauten Dachstock, 2023. Quelle: Ernst Bänteli

Die Hanharts* waren eine Familie mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten. Hans Jakob Hanhart, von Beruf Hutmacher, aus Steckborn, heiratete 1774 die Pfäffikerin Elisabeth Senn und liess sich 1779 ins Bürgerrecht von Pfäffikon aufnehmen. Sie hatten zusammen fünf Kinder:

  • Heinrich Hanhart 1775 – 1849: verheiratet mit Elisabeth Bosshard, Kupferschmied, beteiligte sich 1802/03 als Distriktsstatthalter am Zehntentumult in Fehraltorf. Er war Oberrichter, Kantonsrat und richtete hinter dem Hecht 1817 eine Spinnerei ein, nutzte das Wasser des Dorfbaches und wirkte hier als Baumwollspinner (ab 1882 ist es das Stammhaus der Huber+Suhner AG)
  • Hansjakob Hanhart 1777 – 1813: rückte 1799 als Grenadierhauptmann unter General Masséna ein in die helvetische Legion und führte die Aufständischen mit erst 21 Jahren. 1804 wurde er gefangen genommen, verurteilt und nach Amerika verbannt, kehrte dann nach Europa zurück und diente Napoleon als Offizier.
  • Elisabeth Hanhart 1783 – 1831
  • Johannes Hanhart* 1786, Hechtwirt von 1816 bis 1853 und Zunftgerichtspräsident. 1816 tauschte er seine Liegenschaft an der Kempttalstrasse 24 mit der Fabrikantenfamilie Näf-Nüssli gegen die Liegenschaft «Hecht» an der Usterstrasse
  • Jakob Hanhart* 1804 (unehelicher Sohn)


Sohn von Heinrich Hanhart 1755 – 1849:

  • Johann Jakob Hanhart, Heinrichs Sohn, Fabrikant 1802 – 1879: verheiratet mit Anna Susanna Homberger, Wahl in den Grossen Rath zu Zürich 1847 – 1850, unterstützt im Stillen die Armen. Er war Fabrikant und Kantonsrat, liess 1851 von Architekt Waser das Wohn- und Geschäftshaus mitten im Dorf bauen (seit 1919 Gemeindehaus). 1838 gründete er eine mechanische Spinnerei in Dübendorf, was einen Teil seines Reichtums begründete. Sein Hinschied 1879 bewegte die Bevölkerung derart, dass sein Ableben in allen Zeitungen ein wichtiges Thema war.


Pfäffiker Liegenschaften im Besitz der Familie Hanhart:

  • Gemeindebibliothek im Platz 1
  • Stammhaus Huber+Suhner AG; Heinrich Hanhart, 1817
  • Gemeindehaus Hochstrasse, Wohnhaus; Johann Jakob Hanhart, 1851
  • Haus Kempttalstrasse 24 von 1790 bis 1816, dann Tausch gegen den «Hecht» mit den Brüdern Marx und Jakob Näf
  • Gasthof Hecht von 1840 bis 1855; Johannes Hanhart


* Es wurden verschiedene Schreibweisen des Namens verwendet: In dieser Zusammenstellung wird nur die Version «Hanhart» eingesetzt.

Unser Staat kennt die demokratischen Grundstrukturen Gemeinde, Bezirk als kantonale Verwaltungseinheit, Kanton und Bund. Die Gemeinde ist die kleinste organisatorische Einheit im demokratischen Staat, gefolgt vom Bezirk, vom Kanton und schliesslich vom Bund, unserem Staat, der Schweiz. Diese Regelung gilt seit der Bundesverfassung von 1848. Bis 1973 wurden einzelne Gemeindeaufgaben (z.B. Wasserversorgung) von verschiedenen Zivilgemeinden wahrgenommen. 2023 kümmern sich die sieben gewählten Mitglieder des Gemeinderates und in Kommissionen gewählte Bürgerinnen und Bürger zusammen mit der Verwaltung um das zweckmässige Funktionieren, das friedliche Zusammenleben und um eine gepflegte Infrastruktur für die Pfäffiker Bevölkerung. In einer aktuell gültigen Rechtssammlung sind alle Gesetze, Verordnungen, Ausführungsbestimmungen, Reglemente für den Gemeinderat, die übrigen kommunalen Behörden und Kommissionen festgehalten. Seit 2002 ist Pfäffikon eine Einheitsgemeinde, d.h. sämtliche politischen und alle schulischen Belange sind in einer Organisation vereint. 2023 sind es die Bereiche: Bau und Umwelt, Finanzen und Liegenschaften, Gesellschaft, Präsidiales, Schule, Sicherheit und Einwohnerdienste, Ver- und Entsorgung. Die Gemeindewerke sind zuständig für Ver- und Entsorgungs-Infrastruktur und agieren als eine separate öffentlich-rechtliche Anstalt unter der Aufsicht des Gemeinderates. Ein Mitglied des Gemeinderates wird als Werkvorstand gewählt und präsidiert die vom Volk direkt gewählte Werkkommission. Diese führt als 7-köpfiges Gremium die Gemeindewerke mit den Bereichen Abfall, Abwasser, Erdgas, Strom, Wärme und Wasser.

Ein kurzer Blick ins Ancien Régime zeigt, dass «Schreiber», Landschreiber (heute Notar), in Pfäffikon wesentlich zum Dorfleben und zur kulturellen Bedeutung beigetragen haben. Bis ins Jahr 1671 existierte in Pfäffikon eine Landschreiberei für die Landvogtei Kyburg. Infolge unzuverlässiger Amtsführung nahm der Kyburger Landvogt die Schreiberei nach Kyburg zurück, was dem Ansehen des Dorfes schadete und dem Dorfgewerbe merkliche Einbussen verursachte. Mit der Neuentstehung des Bundesstaates 1848 wurde diese Verwaltungsstelle zu einem bedeutenden Verbindungsglied zwischen der Bevölkerung und den Behörden im administrativen Bereich. Der Gemeindeschreiber ist der Personalchef aller Verwaltungsangestellten in der Gemeinde und auch eine Ansprechperson für die Anliegen der Bevölkerung. Er muss das administrative Funktionieren der Behörde, des Gemeinderates im Griff haben. Er kennt alle Geschäfte und assistiert bei den Gemeindeversammlungen dem Gemeindepräsidenten. Ursprünglich amtete er auch noch als Zivilstandsbeamter und Sektionschef. Der Gemeindeschreiber bekommt unmittelbar alle gesellschaftlichen Entwicklungen zu spüren und hat auf diese zu reagieren. Dieser Verwaltungsposten wurde in Pfäffikon jeweils über Jahre oder Jahrzehnte von im Dorf angesehenen Persönlichkeiten geführt. Diese hiessen in den letzten Jahrzehnten:

  • Heinrich Landert 1943 bis 1960
  • Willi Frick 1960 bis 1993
  • Hanspeter Thoma 1993 bis 2023
  • Daniel Beckmann (seit 2023)

Pfäffikon verliert die Kanzlei an Kyburg

1671 muss Landschreiber Hans Heinrich Wirz seine Kanzlei neben dem Pfäffiker Pfarrhaus räumen. Der Zürcher Rat hat die Verlegung nach Kyburg verordnet. Dort steht ein neu erbautes Haus für den Einzug der Kanzlei bereit, während Pfäffikon das Ende eines langjährigen Privilegs beklagt: Die Kanzlei Pfäffikon war zusammen mit jener in Winterthur zuständig für den gesamten Schriftverkehr der Landvogtei Kyburg. Das hatte jahrein, jahraus viel Verkehr und Kundschaft ins Dorf gebracht.

Kyburg war die grösste Zürcher Landvogtei und besass deshalb als einzige zwei Kanzleien. Jener in Winterthur stand ein Stadtschreiber, jener in Pfäffikon ein vom Zürcher Rat gewählter Landschreiber vor. Dieser wurde unterstützt von Hilfspersonal, 1643 zum Beispiel von einem Unterschreiber und zwei Hilfsschreiberinnen.

In den Jahren vor der Verlegung häuften sich die Missstände in der Pfäffiker Kanzlei. Landschreiber Leu, bis 1668 im Amt, war mit den Arbeiten ständig im Rückstand, sein Personal unfreundlich zu den Besuchern. Leus Nachfolger Hans Heinrich Wirz handelte sich einen Rüffel des 1670 neu gewählten Landvogts Heinrich Escher ein, weil die Gerichtsurteile nicht in einem Urteilsbuch, sondern «nur auf verlorenen Bögen geschrieben» waren. Im gleichen Jahr bewirkte Landvogt Escher beim Zürcher Rat die Verlegung an seinen Amtssitz in Kyburg, wo er die Kanzlei fortan besser beaufsichtigen konnte. Mit einem Schlag verlor Pfäffikon seine bisher bedeutende Stellung in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht.

Quellen:

  • Wochenblatt von Pfäffikon, diverse
  • Dokumente Chronikstube, Archivmaterialien
  • Heimatbuch 2, 1983, S. 34 ff.
  • Heimatbuch Dübendorf
  • Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Zürich, Band III, S. 47, 48
  • Staatsarchiv Zürich, A 131 (Akten Landvogtei Kyburg)
  • Heimatbuch Pfäffikon, Bd. 1, S. 141–143
  • Jahresschrift der Gemeinde 4/2011 S. 17


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