Die Stadt Zürich erstellte dieses Gebäude als Pfarrhaus. Zu jener Zeit war an das Pfarrhaus noch eine gemauerte Scheune angebaut. Diese Scheune wurde 1892 abgebrochen und durch einen Flachdachanbau ersetzt. Dieser Anbau beherbergte ein Unterweisungszimmer. Nach 1976 wurde der Anbau abgebrochen und der heutige Saalanbau erstellt. 2004/5 wurde das ganze Gebäude umfassend saniert.
Chronologische Übersicht
ca. 1640 | Bau des heutigen Kirchgemeindehauses als Pfarrhaus durch die Stadt Zürich |
1774 | Einbau neuer Fenster aus Burgunderglas |
1798 | Der Kanton Zürich wird Eigentümer des Pfarrhauses |
1838 | Die Rappengasse schützt das Pfarrhaus, das nordöstlich angebaute Bauernhaus (heute Restaurant Brauerei) und die südwestlich angebauten Häuser vor dem Dorfbrand |
1877 | Einrichtung eines Unterweisungszimmers in der Pfarrscheune |
ca. 1886 | Abbruch der südwestlich an das Pfarrhaus angebauten Nachbarhäuser für den Bau der Tumbelenstrasse |
1892 | Erstellung eines Flachdachanbaues (Unterweisungszimmer) anstelle der Scheune |
1968 | Abtretung des Pfarrhauses durch den Kanton Zürich an die reformierte Kirchgemeinde |
1976 – 1982 | Umbau des Pfarrhauses zu einem Kirchgemeindehaus, Erstellung eines Saalanbaus anstelle des Unterweisungszimmers |
2004/2005 | Einbau eines Liftes, Schaffung zusätzlicher Büros und Schulungsräume anstelle der Wohnung im 2. Obergeschoss |
Gebäudestandort
Das frühere Pfarr- und heutige Kirchgemeindehaus steht gross und dominant schräg vis-à-vis der reformierten Kirche an der Ecke von See- und Tumbelenstrasse. Als es Mitte des 17. Jahrhunderts gebaut wurde, war es neben der Kirche vermutlich das stattlichste Haus in Pfäffikon. Mit seiner Grösse und der massiven Bauweise repräsentierte es nicht zuletzt auch den damaligen Machtanspruch von Kirche und Staat.
Die Geschichte des Pfarrhauses
Das heutige Kirchgemeindehaus wurde im 17. Jahrhundert als Pfarrhaus durch die Stadt Zürich erstellt. Zu jener Zeit umfasste die Kirchgemeinde neben Pfäffikon auch Ottenhausen, Hermatswil, Hittnau und Bauma sowie Sternenberg.
Umbauten bzw. Reparaturen erfolgten 1743, 1774 und 1776, 1786/87, 1828/29 und 1838. Zwischen 1844 und 1850 wurden neue Öfen eingebaut. Erhalten sind heute noch je ein Kachelofen im ersten und zweiten Obergeschoss.
1838 brannten beim Dorfbrand viele Gebäude an der Seestrasse ab. Die Rappengasse verhinderte aber das Übergreifen des Feuers auf das Pfarrhaus.
An das Pfarrhaus war zu jener Zeit eine gemauerte Scheune angebaut. Diese diente unter anderem der Aufbewahrung des Zehnten, welche die Angehörigen der Kirchgemeinde dem Pfarrer als Teil seines Lohnes abliefern mussten. Seeseitig folgten weitere Häuser. Der Pfarrer verfügte auch über einen grossen Garten, welcher sich weit in das heutige Fabrikareal der Huber + Suhner AG anfangs der Tumbelenstrasse erstreckte. Dieser Garten war ein verkleinertes Abbild der Barockgärten, welche bei den grossen Schlössern angelegt wurden.
Legende zum Situationsplan: von links nach rechts, Rappengasse / Liegenschaft heutiges Restaurant Brauerei (dort befand sich zeitweise die Kanzlei des Landschreibers (= heute Notar) / Pfarrhaus / Pfarrscheune / zwei angebaute Wohnhäuser Die südwestlich an das Pfarrhaus mit Scheune angebauten Wohnhäuser mit der sogenannten Furrerscheune wurden um 1886 abgebrochen, da sie der Erstellung der Tumbelenstrasse im Wege standen.
Plan nach Erstellung der Tumbelenstrasse. Das Pfarrhaus hatte immer noch einen grossen Garten. Links in der Mitte ist noch der Grundriss einer Schmiede zu erkennen, in welcher von 1923 bis 1963 die Garage Kläui beheimatet war.
Anstelle der Pfarrscheune wurde 1892 ein Flachdachanbau mit Terrasse erstellt. Dieser Anbau diente als Unterweisungszimmer und als Saal für Anlässe der Kirchgemeinde. Zeitweilig war dort auch das Krankenzimmer für das im Pfäffikon stationierte Militär untergebracht.
Nach dem Verkauf des Pfarrhauses 1968 vom Kanton an die Reformierte Kirchgemeinde nahm diese die Planung für die Umnutzung des Pfarrhauses in ein Kirchgemeindehaus auf. 1976 – 1982 wurde nach dem Projekt der Architekten Künzli und Stahel ein zweigeschossiger Saalanbau erstellt.
2004/2005 erfolgte ein weiterer Umbau. Die Küche wurde erweitert. Ein Lift eingebaut. Die Wohnung im 2. Obergeschoss wurde zu Büro- und Schulungsräumen umgebaut.
Einer der prominentesten Pfarrer, welcher im Pfäffikon wirkte, war Bernhard Hirzel (1807 – 1847). Dieser führte die erbosten Zürcher Oberländer im sogenannten «Straussenhandel» nach Zürich, wo die Absetzung der liberalen Regierung erzwungen wurde. An dieses Ereignis erinnert eine Gedenktafel beim Treppenaufgang in das Kirchgemeindehaus.
Quellen und Links
Quellen:
- Ausführliche Baugeschichte der Kirche bei Gubler Hans Martin: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. III, die Bezirke Pfäffikon und Uster, Basel 1978, S. 45 ff.
- Zürcher Denkmalpflege, 8. Bericht 1975/76, S. 152 f.
- bpd. (= Eingesandt der Reformierten Kirchenpflege): «Weder Holz noch Strauw noch Mist gefunden», in Zürcher Oberländer, 28.02.2002, S. 16
- Zopfi Emil: Schrot und Eis – als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte, Zürich 2005.
- Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon und Paul-Kläui-Bibliothek Uster: Züriputsch. 6. September 1839 – Sieg der gerechten Sache oder Septemberschande, Pfäffikon/Uster 1989
Links:
- Aerne Peter: «Hirzel, Bernhard», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2006. Online:
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010671/2006-11-10 - Wikipediaeintrag zu Bernhard Hirzel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Hirzel - Wikipediaeintrag zum Straussenhandel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Straussenhandel - Wikipediaeintrag zum Züriputsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCriputsch