Auf die Einweihung der Bahnlinie Effretikon – Pfäffikon – Hinwil 1876 wurde nach Normplänen der Nordostbahn dieses Gebäude erstellt. 1899 erfolgte eine Verlängerung des Stationsgebäudes. Im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Bahnlinie wurde das Stationsgebäude mit einem Zwischendach und einem Wartesaaltrakt ergänzt.
1999 erfolgte ein wesentlicher Umbau der Bahnanlagen. Auf der Nordseite wurde ein neues Perron mit Überdeckung und eine Unterführung erstellt.
Chronologische Übersicht
1873 | Gründung der Eisenbahngesellschaft Effretikon – Pfäffikon – Hinwil (Kemptthalbahn) |
1875 | Fertigstellung des Stationsgebäudes |
August 1876 | Eröffnung der Bahnlinie Effretikon – Pfäffikon – Hinwil |
1886 | Übergang der Bahnlinie Effretikon – Pfäffikon – Hinwil an die Nordostbahn |
1899 | Verlängerung des Stationsgebäudes Richtung Nordwesten |
1902 | Übernahme der Nordostbahn durch den Bund, bzw. die neugegründeten Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) |
ca. 1910 | Verlängerung des Güterschuppens |
Mai 1944 | Elektrifizierung der Bahnlinie Effretikon – Pfäffikon – Hinwil |
Ende 1944 | Fertigstellung des Wartesaaltraktes mit Zwischendach im Landistil |
1990 | S-Bahn nimmt den Betrieb auf |
1999 | Erstellung einer Unterführung und einer Perronüberdeckung auf der Nordseite |
2014 | Abbruch der ostseitigen Rampe zum Güterschuppen/Anbau eines Migrolino-Shops |
Gebäudestandort
Das ursprünglich zur Nordostbahn gehörende Norm-Bahnhofgebäude wurde in den Jahren 1875/76 gebaut und stand damals mutterseelenallein weit abgelegen vom Dorfkern am Rande von Pfäffikon und Bussenhausen. Danach begann die Dorfentwicklung rasant in diese Richtung mit dem Bau der Zelglistrasse, der Bahnhofstrasse, dem Restaurant Eisenbahn (Freihof), dem Hotel Reimann, der Molkerei, etwas später dem Hotel Bahnhof und weiteren gewerblichen Bauten und Wohnhäusern. Seit 1902 gehört der Bahnhof zur SBB und wurde seither permanent an die betrieblichen Bedürfnisse angepasst. Der Zugang war bis ums Jahr 2000 von der Dorfseite her. Seither sorgt eine Unterführung für den Zugang zum halbstündlichen Pendelverkehr auf der Seite der Zelglistrasse.
Die Geschichte der Bahnlinie
Am 29.05.1873 wurde die «AG Eisenbahngesellschaft Effretikon-Pfäffikon-Hinwil» mit einem Aktienkapital von 2,2 Millionen Franken in Pfäffikon gegründet. Der Gründung voran gingen heftige Diskussionen über die Linienführung.
Während praktisch alle Anliegergemeinden und die Stadt Zürich, der Kanton und die Nordostbahn ihren Anteil am Aktienkapital anstandslos leisteten, gab es Probleme in Illnau. Nach mehreren Gemeindeversammlungen bewilligte dann diese Gemeinde am 01.02.1874 in letzter Minute doch noch ihren Beitrag. Die Drohung, die Bahn würde Illnau umfahren, nützte letztlich doch noch etwas.
Der Bau der Bahnlinie schritt zügig voran. Unter der Leitung der Nordostbahn begannen Ende 1874 die Erdarbeiten. Ende 1875 waren die Kunstbauten beinahe vollendet, sämtliche Stationsbauten waren unter Dach. Ab anfangs 1876 wurden die Schienen, Weichen und Drehscheiben montiert. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 16./17.08.1876.
Schon 1886 ging die AG Eisenbahngesellschaft Effretikon-Pfäffikon-Hinweil an die Nordostbahn über. Diese Gesellschaft hatte schon vorher den Betrieb der Bahnlinie besorgt.
Am 20.02.1898 stimmten die Schweizer Bürger mit 386’634 Ja gegen 182’718 Nein dem «Bundesgesetz betreffend Erwerbung und Betrieb von Eisenbahnen für Rechnung des Bundes und die Organisation der Verwaltung der Schweizerischen Bundesbahnen» zu. Damit wurde die Grundlage für die Schweizerischen Bundesbahnen gelegt. 1902 ging auch die Nordostbahn in den schweizerischen Bundesbahnen auf.
Aufgrund des Kohlemangels im Zweiten Weltkrieg wurde die Strecke Effretikon – Pfäffikon – Hinwil elektrifiziert. Nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr wurde am 6. Mai 1944 der durchgehende elektrische Betrieb aufgenommen.
Entscheidende Verbesserungen erfuhren die Verbindungen mit dem Bau des Zürichbergtunnels (Stettbach–Stadelhofen) und der Eröffnung der S-Bahn am 27.05.1990. Um die anfänglich eingesetzten Mirages-Pendelzüge und auch die Doppelstockzüge ab 1998 besser zugänglich zu machen, wurde ein Hilfstritt für die ganze Zugslänge erstellt.
Die Anlagen genügten aber in der Folge kaum für die steigenden Passagierzahlen. Sie waren auch nicht barrierefrei. Ein erstes Projekt für den Umbau der Bahnanlagen scheiterte 1997 an der Gemeindeversammlung. 1999 billigten die Stimmbürger aber dann ein angepasstes Projekt. Die Zelglistrasse wurde Richtung Norden verschoben. Der gewonnene Raum wurde für ein überdachtes Perron, einen Busbahnhof, Fahrradplätze und eine P+R-Anlage genutzt. Von der Südseite konnte neu das nördlich gelegene Gleis 2 mit einer Unterführung erreicht werden. Das Gleis, welches direkt entlang des Bahngebäudes führte, wurde zurückgebaut. An dessen Stelle trat das Gleis 1. Da mit der Verlegung des Zugsverkehrs auf das Gleis 2 der im Nebengebäude des Bahnhofs untergebrachte Kiosk die Hauptkundschaft nicht mehr bedienen konnte, wurde 2002 nach einem 2-jährigen Versuchsbetrieb mit einem Verkaufswagen ein kleines Kioskgebäude eröffnet.
Seit Dezember 2015 fährt in Hauptverkehrszeiten die S19 ab Gleis 1 von Pfäffikon über Effretikon, Oerlikon durch den Weinbergtunnel in den Durchgangsbahnhof und dann weiter nach Dietikon und alle Stunden nach Koblenz. Auf dieser Linie hat es im Gegensatz zur S3 in den Stosszeiten viel mehr freie Sitzplätze. Nur mit dieser Linie kann auch Zürich-Oerlikon und Zürich Altstetten ohne Umsteigen erreicht werden.
Für die nächsten Jahre bestehen Projekte für die Erweiterung des Busbahnhofes und dessen hindernisfreie Ausgestaltung. Denn die bestehende Anlage reicht für die in den letzten Jahren zusätzlich geführten Postautokurse nicht mehr aus. Sodann soll mittelfristig auf der Ostseite eine zweite Unterführung erstellt werden.
Stationsgebäude
Das Stationsgebäude wurde nach Normplänen der Nordostbahn für Nebenbahnen errichtet. An das Aufnahmegebäude war ein kleiner Güterschuppen angebaut. Die WCs waren in einem kleinen Nebengebäude untergebracht.
1899 wurde der Aufnahmeteil des Bahnhofs um einen dritten Flügel nach Nordwesten erweitert. Um ca. 1910 erfolgte eine Verlängerung des Güterschuppens.
Nicht ganz für die Eröffnung des elektrischen Betriebs 1944 bereit war aber die Erweiterung der Bahnhofbauten. Das alte Stationsgebäude wurde mit einem Nebengebäude ergänzt, in welchem der Wartesaal, die WC-Anlage und der Kiosk untergebracht wurden. Beide Gebäude wurden mit einem breiten Zwischendach verbunden, sodass die Passagiere im Trockenen warten konnten.
Güterverkehr
Während heute die meisten Güter per Lastwagen nach Pfäffikon geliefert wurden, war die Bahn einst ein wichtiger Bestandteil der Transportkette. Verreiste eine Familie in die Ferien oder das Töchterchen ins Welschlandjahr und konnte diese nicht alles Gepäck in den Zug stemmen, wurde der Zusatzkoffer am Bahnschalter als Passagiergut aufgegeben. Kaufte ein Familienvater an der OLMA in St. Gallen eine neue Auszugs- und Bockleiter, liess der Leiterfabrikant in Berneck SG durch den Spediteur mit seinem Rossgespann die Leiter zum Bahnhof Heerbrugg bringen. Dort wurde sie in die Bahn verladen und nach mehrmaligem Umladen im Güterwagen nach Pfäffikon gefahren. Ein Bahnarbeiter lud dann die Leiter aus, brachte sie in den Güterschuppen. Dort holte sie der Camioneur Schneider mit seinem Gefährt (Traktor mit Anhänger) ab und brachte sie zum Besteller. In besonderen Viehwagen liessen die Landwirte ihr Vieh verfrachten.
Auf dem Bahnhof Pfäffikon waren jeweils in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sechs Bahnarbeiter tätig. Neben der Mithilfe beim Umladen besorgten sie auch den Unterhalt der Bahnanlagen und rangierten mit den verschiedenen Güterwagen. Auch die Post kam per Bahn. An jedem Zug war ein separater Post- und Gepäckwagen angehängt. Die Pakete wurden in einem Güterwagen angeliefert.
Für die Bedürfnisse des Gewerbes, aber auch für kleinere Umzüge, stellten die SBB Rollcontainer zur Verfügung. Diese konnten von einem Auto oder Traktor in den Betrieb gezogen, dort beladen und anschliessend wieder zur Bahn zum Versand gebracht werden. Es war aber auch möglich, auf Rollschemeln ganze Bahnwagen vom Bahnhof Pfäffikon in einen Betrieb zu fahren. Vor allem die Firma AG R. & E. Huber (heute Huber + Suhner AG) benutzte diesen Service.
Da die SBB den Stückgutverkehr ab Bahnhof Pfäffikon aufgaben, konnte der Güterschuppen fremdvermietet werden.
Industriegeleise
Einige Pfäffiker Betriebe verfügten gar über Anschlussgeleise, auf welchen Bahnwagen bis zu den Produktionsgebäuden fahren konnten. Das eine Gleis bediente Richtung Fehraltorf die Molkerei (heute Café Hotz und Raiffeisenbank). Nach dem Bahnübergang beim Restaurant Rössli mit damals zwei Geleisen wurde auf einem Gleis der Güterverkehr mit der Agrofina Kraftfutter AG (heute Wohn- und Geschäftshaus Kulltec AG im Frohwies) abgewickelt. Ein anderes Gleis zweigte nach der heute noch bestehenden Unterführung Tunnelweg in nordwestlicher Richtung ab. Es diente der Mühle Egli und der daneben liegenden Sägerei Blaser. Das Gleis führte durch ein Magazingebäude hindurch. Dann mussten die Bahnwagen quasi in einer Spitzkehre in das entlang des Mühlegebäudes führende Gleis geschoben werden. Gezogen, bzw. geschoben wurden die Bahnwagen von einer kleinen flachen Draisine. Diese beiden Anschlussgeleise wurden schliesslich im Zuge der Neuüberbauung des Mühleareals, bzw. der Liegenschaft Agrofina, abgebrochen. Damit fiel auch der Wagenladungsverkehr im Bahnhof Pfäffikon dahin.
Richtung Wetzikon bestand bis vor kurzem ein weiteres Anschlussgleis. Auf diesem Gleis wurden das markante Silo der Mühle Balchenstahl beliefert. Dieses Silo diente zwischen 1936 und 2009 der Zwischenlagerung von Getreide, bevor es in die 3 km entfernte Mühle Balchenstahl (Gemeinde Hittnau) transportiert wurde. Der Mühlebetrieb wurde nach 400 Jahren 2009 eingestellt. Der Inhaber, Werner Bosshardt, konnte das Silo an einen Zürcher Architekten verkaufen. Dieser baute in das Silo fünf originelle Wohnungen ein.
Heute ist nur noch das Industriegeleise in den Witzberg in Betrieb.
Zugsdichte
Die anfängliche Zugsdichte war ziemlich spärlich. Es fuhren nur 10 Züge zwischen Effretikon und Pfäffikon.
Jahr | Anzahl Züge | Bemerkungen |
---|---|---|
1876 | 10 Züge | Eröffnungsangebot |
1879 | 8 Züge | Sommer |
1879 | 6 Züge | Winter |
1943 | 14 Züge | Dampfzüge (kriegsbedingte Kürzungen wegen Kohlemangel nicht enthalten) |
1944 | 24 Züge | elektrische Zugförderung |
1976 | 32 Züge | 16 Zugpaare |
1982 | 46 Züge | Taktfahrplan, Mo – Fr 23 Zugpaare |
1990 | 68 Züge | Einführung S-Bahn (S3) |
2006 | 68 Züge | 34 Zugpaare (S3) |
2015 | 78 Züge | 34 Zugpaare (S3) / 10 Zugpaare (S19) |
Stationen | 1923 | 1969 | 2023 |
---|---|---|---|
Pfäffikon ab | 05:41 | 05:15 | 05:23 |
Effretikon an | 06:03 | 05:28 | 05:36 |
Winterthur an | 06:43 | 06:08 | 05:49 |
Zürich HB an | 06:49 | 06:03 | 05:53 |
Ergänzendes Thema
Das Bahnhofquartier
Anfänglich stand das neue Stationsgebäude ziemlich einsam in der Landschaft, aber schon bald entstand rund um den Bahnhof ein eigenes Quartier mit repräsentativen Bauten.
Ganz rechts die Bahnhofstrasse 3, dieses Haus spielte als Polizeiposten und Wohnhaus des Polizisten Wäckerli im Schweizer Spielfilm «Polizist Wäckerli» von 1955 (Regisseur Kurt Früh, mit Schaggi Streuli in der Hauptrolle) eine tragende Rolle.
Quellen
Quellen:
- Organisationskomitee «100 Jahre Kemptthalbahn» (Hrsg.): 100 Jahre Kemptthalbahn – Festschrift zum Eisenbahnjubiläum 11./12.09.1976, Pfäffikon 1976
- Gedenkschrift zur Elektrifikation der Linie Effretikon-Hinwil – Eröffnungsfeier in Pfäffikon-Zürich 06.05.1944, Pfäffikon 1944, S. 7-20
- Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon ZH (Hrsg.): Pfäffikon verbunden – vernetzt – Entwicklung von Verkehr und Kommunikation, Jahresschrift 7/2020, Pfäffikon 2020
- Auskünfte von Johann Käser (Bahnhofsvorstand im Bahnhof Pfäffikon bis 1990)