7 – Bibliothek/Chronikstube

Stammhaus und erstes Fabrikgebäude der AG R.& E. Huber. Heute Gemeindebibliothek
Erstes Fabrikgebäude der AG R.& E. Huber, 1882. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Dieses Gebäude gehört im Ursprung zu den ältesten Häusern im Dorf direkt am Dorfbach und ist ein richtiges Werkgebäude. Die Energie des vorbeifliessenden Wassers wurde ausgenützt und über ein grosses Wasserrad ins Innere des Hauses geführt. Hier ist das Stammhaus der für Pfäffikon bedeutendsten und weltweit aktiven Firma Huber+Suhner AG, welche 1882 von Rudolf Huber gegründet worden war. Der Dorfbach wurde 1952 zugedeckt. Auf dem neu entstandenen Platz wurden die Werkwagen abgestellt. Da der Platz keine Betriebserweiterung ermöglichte, dislozierte Huber aufs offene Feld in die Tumbelen. Schliesslich übernahm die politische Gemeinde dieses Gebäude und stellte es zuerst den Gemeindewerken, später der Gemeindebibliothek und der Chronikstube zur Verfügung.

1817Kantonsrat Heinrich Hanhard versichert ein Maschinenhaus
1841Heinrich Zollinger aus Auslikon versichert eine Baumwollspinnerei mit 5.40 hohem Wasserrad
1854Johann Bachofen, Kreisrichter, versichert: ein Blattzahnfabrikgebäude, ein Wasserradgebäude mit Wasserrad und hölzernem Wellenbaum
1880Verkauf der Liegenschaft an Hans Rudolf Huber aus Zürich, Textilfabrikant in Dürnten
1882Firmengründung durch Rudolf Huber, seit 1907 AG R. & E. Huber, Stammhaus Huber+Suhner AG
1885Aufgabe der Baumwollzwirnerei, Erste Fabrik in der Schweiz zur Herstellung isolierter Drähte
1890Emil Rudolf Huber versichert:
– Ein Fabrikgebäude mit Dampfheizung, ein Wasserradgebäude mit Wasserrad
– Ein Dampfmaschinenhaus mit Dampfmaschine, ein Hochkamin
– Einrichtung der ersten elektrischen Beleuchtung im Dorf
Ab 1890Platznot: permanente Erweiterungen in der Tumbelen
1935Einstellung des Betriebes an diesem Standort
1938Verkauf der Liegenschaft an Emil Leemann, Schiffbauer, Fischer, Wirt im Hecht
1971Fischverkauf durch die Gemeinde (nach Kauf der Fischzucht Leemann)
1946Übernahme des Gebäudes durch die Gemeinde Pfäffikon, Magazin und Werkgebäude
1993Dislokation aller Betriebe der Gemeindewerke in einen Neubau in der Schanz
1994Umbau zur Gemeindebibliothek und Chronikstube
Flugaufnahme von Walter Mittelholzer von 1932. Dorfzentrum mit Drahtfabrik AG R. & E. Huber
Der Gebäudestandort auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1932. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Das Gebäude steht mitten im ältesten Teil des Dorfes direkt am Dorfbach hinter dem «Hecht», heute mit der Adresse: Im Platz 1. Es darf angenommen werden, dass hier schon im Mittelalter ein Gebäude stand. Das heutige Gebäude ist erstmals erwähnt im 18. Jahrhundert als Fabrikationsgebäude für die aufkommende Textilindustrie. Die Industrialisierung begann da, wo Wasserkraft zur Verfügung stand, an den Fliessgewässern, in Pfäffikon am Dorfbach, in Irgenhausen am Furtbach. Die Wasserkraft wurde mittels Wasserräder über Transmissionen übertragen, welche die verschiedenen Produktionsmaschinen antrieben. Für gut zehn Betriebe lieferte der Pfäffiker Dorfbach im 19. Jahrhundert die nötige Energie. Die besondere Bedeutung dieses Gebäudes ist der Umstand, dass Rudolf Huber hier den Grundstein für die heute weltweit tätige Huber+Suhner AG gelegt hatte. Da an dieser Stelle keine Erweiterungsmöglichkeiten bestanden, wurden die Produktionsstätten in die freien Flächen ausserhalb des Kerndorfes zwischen Pfäffikon und Irgenhausen ins Gebiet der Tumbelen verlegt und dieses Gebäude für andere Zwecke genutzt. Bereits beim Einzug der Gemeindewerke waren die prekären Zufahrtsmöglichkeiten und die engen Platzverhältnisse ein Thema. Die etwas versteckte Lage im Platz 1 hinter den prägenden Gebäuden der Seestrasse, der Pfäffiker Flaniermeile und Begegnungszone, vermag dennoch die interessierte und zahlreiche Kundschaft für die Gemeindebibliothek und die Chronikstube anzulocken und spielt kaum noch eine Rolle.

Offener Dorfbach im Platz bis 1952 hinter der heutigen Gemeindebibliothek
Offener Dorfbach im Platz bis 1952. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Illustration auf einem Briefpapier der AG R. & E. Huber aus dem Jahr 1890
Illustration auf einem Briefpapier der AG R. & E. Huber aus dem Jahr 1890. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Das Gebäude ist ein Zeitzeuge der Industrialisierung am Dorfbach. Das ursprünglichste Gebäude, von dem es keine Dokumente gibt, direkt am Dorfbach, wurde 1817 in ein Maschinenhaus umgebaut. Die damals ideale Lage am Dorfbach ermöglichte 1832 den Bau eines grossen Wasserrades und über Transmissionen den Antrieb der Maschinen. In einer kurzen Chronologie betrachten wir die Eigentumsverhältnisse im 19. Jahrhundert:

  • 1816: Hans Jakob Hanhart: Er erhält das Gebäude im Tausch mit den Brüdern Marx und Jakob Näf gegen das Gebäude 54 a/b an der Kempttalstrasse: «Spinnerei Näf-Nüssli». Er richtet 1817 im Gebäude im Platz eine Baumwollspinnerei ein. Hans Jakob Hanhart war in diversen öffentlichen Ämtern tätig. Er wohnte auch nach dem Verkauf an Heinrich Zollinger in Pfäffikon. Sein Sohn, Kantonsrat Johann Jakob Hanhart liess das herrschaftliche Patrizierhaus an der Hochstrasse 1 (Objekt 10) von Architekt Wilhelm Waser erbauen, das heutige Gemeindehaus.
  •  1832: Heinrich Zollinger übernahm 1832 das Gebäude von HJ. Hanhart Er liess ein unterschlächtiges Wasserrad am Dorfbach erstellen. Es ist 18 Schuh hoch (ca. 5m Durchmesser) und mit hölzernem Wellenbaum versehen. Er wurde reich wegen Verheiratung mit einer Dübendorferin. Die Baumwollspinnerei in Dübendorf war die Haupteinnahmequelle!
  • 1854: Bachofen übernahm das Gebäude vom Baumwollspinner Zollinger 1854. Er kaufte die unbedeutende Pfäffiker Spinnerei und produzierte mit Hilfe der Wasserkraft, später mit Dampf, Webblattzähne.
  • 1880: Rudolf Huber: Übernahme der Blattzahnfabrik von Bachofen 1880 samt Wasserrecht.
  • 1882: Das Gebäude wird zum Stammhaus der heutigen Huber+Suhner AG, gegründet 1882.
Gemeindebibliothek und Chronikstube 2024
Gemeindebibliothek und Chronikstube 2024. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

An Stelle des Wasserrades brachte ab 1917 eine richtig grosse Dampfmaschine die erforderliche Energie, womit der Bau eines Hochkamins nötig und das Wasserrad überflüssig wurde. Platznot im Dorfzentrum zwang Rudolf Huber bereits um 1890 Erweiterungs- und Neubauten im freien Gelände nach der Kirche in Richtung Irgenhausen zu errichten (heutige Tumbelenstrasse) und schliesslich den ganzen Betrieb dorthin zu verlegen. Dadurch wurde dieses Gebäude nicht mehr benötigt und 1938 an Emil Leemann (Fischer und Hechtwirt) verkauft. 1946 übernahm die politische Gemeinde Pfäffikon die Liegenschaft. Sie nutzte es als Magazin und Werkstatt für die Gemeindewerke bis 1993. Anfangs der 1950er-Jahre wurde der Dorfbach hinter dem Haus eingedolt, der entstandene Platz geteert und als Parkplatz genutzt. Nachdem die Gemeinde 1971 die Fischzucht von Ruedi Leemann übernommen hatte, richtete sie im Werkstattlokal sogar für fünf Jahre einen öffentlichen Fischverkauf ein.

Ab 1971, nach dem Kauf der Fischzucht Leemann durch die Gemeinde, wurde diese «Verkäuferin» der nun gemeindeeigenen Forellen und verkaufte in diesem Magazin erfolgreich Forellen bis 1976. Danach diente es weiter wieder nur seinem ursprünglichen Zweck. Die Platzverhältnisse und die Arbeitsbedingungen wurden aber immer prekärer, so dass die Gemeindewerke sich gezwungen sahen, ihre in der ganzen Gemeinde verstreuten Betriebe an einem einzigen Ort zu konzentrieren. 1993 zogen sie aus den verschiedenen Liegenschaften im Dorf in das Industriegebiet in der Schanz in einen modernen Neubau um. Initiant war der damalige Betriebsleiter Fredy Fuhrer. Das Gebäude «Im Platz 1» konnte einer neuen Bestimmung zugeführt werden. Nach einem aufwendigen Umbau wurden 1994 im alten Werkgebäude die Gemeindebibliothek und in der ehemaligen Garage/Magazin die Chronikstube eingebaut und eingerichtet. Im Innern der Bibliothek sind noch die ursprünglichen Träger und Stützen zu sehen. Die einst ganz aus Holz erstellte Garage mit Magazin wurde komplett neu als Chronikstube (Dorfarchiv) erstellt und mit Holz verschalt. Damit blieb der Charakter des Gebäudes erhalten.

Forellenverkauf im Werkgebäude der Gemeindewerke 1971 Gemeindemagazin Fischmarkt
Forellenverkauf im Werkgebäude der Gemeindewerke 1971. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Werkstatt der Gemeindewerke kurz vor dem Umbau 1990
Werkstatt der Gemeindewerke kurz vor dem Umbau 1990. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Die Geschichte der Gemeindewerke wird in den beiden Schriften «Elektrizitätswerk» und «Wasserversorgung» der Gemeinde Pfäffikon von 2016 ausführlich dargestellt. Der Ausbau der Infrastruktur für eine immer grösser werdende Gemeinde wurde permanent umfangreicher und anspruchsvoller. Daher entstanden aus den verschiedenen organisatorischen Einheiten der Zivil- und der Politischen Gemeinde die Gemeindewerke. Nach und nach entwickelten sich die Geschäftsfelder:

  • 1916: Elektrizitätsversorgung: Übernahme von Elektrizitätsgenossenschaft und AG Elektra Pfäffikon
  • 1928: Wasserversorgung: Übernahme von Zivilgemeinden und Genossenschaften
  • 1938: Gasversorgung: Neuaufbau
  • 1995: Fernwärme: Neubau Holzschnitzel-Wärmeverbund Schanz
  • 2002: Abwasserentsorgung: Verschiebung der Abteilung innerhalb der politischen Gemeinde
  • 2010: Abfallentsorgung: Übernahme von der politischen Gemeinde


Die Gemeindewerke sind seit dem 1. Januar 2011 eine 100%ige selbstständige Tochtergesellschaft der Gemeinde Pfäffikon, als kommunale öffentlich-rechtliche Anstalt durch die direkt vom Volk gewählte Werkkommission geführt.

1946 kaufte die Gemeinde dieses Gebäude von den Erben von Emil Leemann, dem Hechtwirt, und nutzte es bis 1994 als Werkhof. Die Platzverhältnisse wurden im Laufe der Zeit aber immer prekärer. Es gab weder beheizte Räume noch genügend Platz. Die Enge führte zu konfliktträchtigen Arbeitsbedingungen und die Arbeitsabläufe waren kompliziert und schwierig. Zu- und Wegfahrten zum Gebäude auf dem bescheidenen Vorplatz waren nur mit grösster Vorsicht möglich. Viele Arbeitsmittel waren in verschiedenen Liegenschaften im ganzen Gemeindegebiet untergebracht und erschwerten eine sinnvolle Arbeitsorganisation. Der Betriebsleiter und das Verwaltungspersonal der Gemeindewerke arbeiteten damals noch im Gemeindehaus an der Hochstrasse 1. Dank der Initiative des damaligen langjährigen Betriebsleiters konnten mit einem Neubau in der Schanz sämtliche Strukturen zusammengefasst und der Betrieb dadurch wesentlich optimiert werden. Die Kräfte wurden gebündelt, Doppelspurigkeiten gehörten der Vergangenheit an. Die freiwerdenden Liegenschaften wurden für neue Aufgaben verwendet, verkauft oder sie mussten einer Überbauung Platz machen. Seit 1994 befinden sich in diesem Gebäude die Gemeindebibliothek und rechts davon die Chronikstube.

Bereits im 18. Jh. gab es in Pfäffikon eine Lesegesellschaft, welche anfänglich bestrebt war in intellektuellen Kreisen zeitgenössische Literatur zu pflegen. Im 19. Jh. leistete sie in der breiten Bevölkerung Beiträge zur Bildung, präsentierte Literatur und förderte das Lesevergnügen. Ein wesentliches Anliegen der Lesegesellschaft war es auch, der industriellen Arbeiterschaft die Bedeutung von Bildung näher zu bringen. Daraus entwickelten sich Arbeitervereine für Gesang und Kultur. Die Arbeiterunion gründete eine Arbeiterbibliothek und die Bildung wurde in sogenannten Volkshochschulen generell gefördert. Initiantin einer Gemeindebibliothek war Regula Würgler- Zweifel. Anfangs befand sich die Gemeindebibliothek im Dr. Brunner-Haus an der Hochstrasse 32. Sie wurde am 29. September 1972 eröffnet. Die Eröffnungsanzeige lud zum «ungenierten Schneuggen» ein. 1994 wechselte sie vom Brunner-Haus in die neue Gemeindebibliothek im Platz 1. Regula Würgler blieb die erfolgreiche Leiterin bis 1999. Die Bibliothek wurde unter ihr zum wichtigen und modernen Dienstleistungsbetrieb in der Gemeinde und einem Bildungsdrehpunkt. In ihrer Aegide wurde die Einführung des Literaturzyklus’ eine feste Veranstaltung. Führungen und Einführungen für ganze Schulklassen gelten heute als Standard. Neue Leiterin ab 1. Januar 2000 war Thea Peterhans. Neu in die Bibliothek kamen CD-Roms und ein vereinfachtes Bestellsystem. Längst sind alle Bestände digitalisiert. Von 2018 bis 2023 wurde die beim Volk beliebte und viel genutzte Bibliothek von Susanna Bünzli geleitet und seither ist Christa Keusch die Leiterin. Seit vielen Jahren wirkt ein engagiertes Team von Mitarbeitenden im Auftrag der Gemeinde Pfäffikon mit. Sie haben einen Leistungsauftrag im Rahmen der wirkungsorientierten Verwaltungsführung WoV und sind mit einem Pensum von 20% – 50% angestellt. In der nach wie vor gut besuchten Bibliothek stehen rund 12’000 Bücher aus allen Sparten den Leseratten zur Verfügung. Kein Buch ist älter als 6 Jahre. Dazu gehören auch Zeitschriften, TONIE Kinderhörspiele, usw. Sie können ausgeliehen oder auf der hauseigenen Website mit Inhalt auch abgerufen werden. Klassenbesuche, Kinderanlässe, Vernissagen und besondere Aktionen zum «Schmökern» bringen Leben und vertiefen das Verständnis fürs Lesen oder sogar für Literatur. Es gibt Leseecken, Arbeitsplätze, Orte zum Diskutieren, freundliche Unterstützung in einer durchaus sehr positiven Umgebung. Für die lesefreudige Kundschaft sind aktuell 580 Abonnemente im Umlauf. Ein oft benutzter Medien-Rückgabe-Container ermöglicht die Medienrückgabe auch ausserhalb der Öffnungszeiten.

Innenansicht der Gemeindebibliothek
Innenansicht der Gemeindebibliothek. Quelle: Gemeinde Pfäffikon

Von der Lesegesellschaft zur Gemeindebibliothek

Lesen gehörte und gehört zur generellen Volksbildung. In Pfäffikon ZH wurde ein erster Lesezirkel, die Lesegesellschaft Pfäffikon, noch im Ancien Régime gegründet. Eine Chronologie der Ereignisse:

  • 1784: Andreas Staub von Thalwil: Chirurg und Scherer (Wundarzt); Ehe 1789 mit Susanna Schlumpf aus Pfäffikon; Mitunterzeichner «Stäfner Memorial» und daher ausgewiesen für 4 Jahre. Er kehrte nicht mehr nach Pfäffikon zurück, wirkte von ausserhalb
  • 1793: Gründung der Lesegesellschaft am Pfäffikersee durch Chirurg Staub, Mitglieder weit herum verstreut. Dazu gehörte auch Ulrich Wuhrmann, führender Kopf der Demokraten, Gründer «Allmann» und «Wochenblatt», Lehrer in Pfäffikon
  • 1844: Wiedererstandene Lesegesellschaft Pfäffikon stellte sich in den zeitgemässen Dienst der Fortbildung
  • 1876: Lesegesellschaft in Irgenhausen: Lesezirkel mit Zeitschriften, ebenso in Auslikon
  • 1887: Wer zu einer Sitzung der Gesellschaft nicht erschien, bezahlte eine Busse. Einladungen mit Traktandenliste wurden in der Zeitung veröffentlicht. (Sogar schon damals mit Druckfehler: Zu zahlreichem Erscheinen ladet «freudlichst» ein: Der Vorstand.)
  • 1907: Bibliothek der Arbeiterunion: Soziale Literatur (Sturm- und Drangzeit der Arbeiterschaft)
  • 1921: Einrichtung einer Lesestube im alten Gemeindehaus (Hochstrasse 12)
  • 1938: Ausbau der Lesestube im alten Gemeindehaus zu einer Volksbibliothek (Jugendbücherabteilung prioritär)
  • 28.12.1970: Beschluss der Gemeindeversammlung, im Dr. Brunner-Haus eine Bibliothek einzurichten. Anpassungen Räumlichkeiten, Zusammenlegung der Bibliothek des Schulkapitels und der Gemeindebibliothek, Präsidentin: Regula Würgler-Zweifel
  • 29.09.1972: Eröffnung der Gemeindebibliothek im Dr. Brunner-Haus
  • Die kompetente Führung durch Regula Würgler-Zweifel hievte die Gemeindebibliothek zum wahren Kulturzentrum Pfäffikons. Mit Leseveranstaltungen, Autorenabenden, Erzählstunden, hochstehenden Vortragsreihen u.a. verstand sie es, die Interessierten für den wahren Wert der Literatur zu begeistern.
  • 1995 wechselte die Gemeindebibliothek ihren Standort in den Platz 1. (siehe Objekt Nr. 07)
Eröffnung der Gemeindebibliothek im Dr. Brunner-Haus 1972
Eröffnung der Gemeindebibliothek im Dr. Brunner-Haus. Anwesend von links: Leiterin Regula Würgler, Anna Bosshard alias Güüch-Anni, Willi Mettler, Alice Keller, Edwin Priester, Trudi Schorn. Quelle: Gemeinde Pfäffikon
Titel-Illustration und Kalligrafie im Jahrbuch des Vereins Lora von 1890
Titel-Illustration und Kalligrafie im Jahrbuch des Vereins Lora von 1890. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Die Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon ZH (AGP), gegründet 1877 unter dem Namen «Lora», betreibt seit 1994 im Gebäude Nr. 953 im Platz 1 hinter dem «Hecht», im einstigen Fabrikgebäude/Werkhof am Dorfbach eine Chronikstube. Hier werden Texte, Dokumente, Pläne, Bücher, Zeitungen, Karten und vieles mehr aus der Geschichte von Pfäffikon gesammelt, aufbewahrt, registriert und gepflegt. Vor 1994 waren die Archivalien unübersichtlich an verschiedenen Orten im Dorf untergebracht, vieles in leeren Räumlichkeiten des Museums. Neben dem Betrieb des Museums am Pfäffikersee ist die Führung der Chronikstube das zweite Standbein des Vereins. Jeden Samstag ist sie von 9 bis 11 Uhr für die Bevölkerung geöffnet. Die Chronikstube wurde von Madeleine Bünzli-Lüscher bis 2010 geleitet, danach übernahm Ernst Bänteli die Verantwortung. Den wesentlichsten Beitrag zu den einsehbaren alten Dokumenten erarbeitete Emil Gross. Während vieler Jahre sammelte er und stellte in uneigennützigem Einsatz vor Ort und aus dem Staatsarchiv Dokumente zur Pfäffiker Geschichte zusammen. Eine umfangreiche Datenbank, in welcher alle Archivalien abrufbar sind, wird seit 2015 aufgebaut und à jour gehalten. In diversen thematischen Schriften und informativen Büchern werden die historischen Zusammenhänge vernetzt dargestellt und der Bevölkerung zugänglich gemacht. Kalenderausgaben mit historischen und gegenwärtigen Bildern bereichern das Angebot. Die Chronikstubenräume sind wie folgt eingeteilt: Im Parterre sind alle Bände der einstigen Pfäffiker Zeitungen archiviert, Wochenblatt des Bezirkes Pfäffikon und Volkszeitung, im 2016 klimatisiert hergerichteten Keller befinden sich die vollständigen Ausgaben des Zürcher Oberländers, das Schriften- und Kalenderlager. Im 1. Stock lagern wertvolle Dokumente und Bücher zur Schweizer-, Kantons- und Gemeindegeschichte. Fortlaufend werden Bilder und aktuelle Dokumente in Registraturen abgelegt. In einem Tresor im ersten Stock lagern Dokumente aus den Zeiten des Ancien Régimes. Die aktuelle (2023) Herausforderung ist das Erstellen eines Kultur- und eines Industriepfades mit bedeutenden historischen Objekten Pfäffikons.

Die Fülle an Archivmaterial zu Pfäffikon ZH machte es 2016 nötig, einen weiteren Archivraum im Kesselhaus des einstigen Fabrikareals der Huber + Suhner AG zu belegen. Der grosse klimatisierte Raum im Keller des Kulturhauses – und auch die Chronikstube selber – werden durch die Gemeinde zur Verfügung gestellt.

Die Firma AG R. & E. Huber, Pfäffikon ZH (1882 – 1969)

Rudolf Huber 1839 – 1924
Rudolf Huber 1839 – 1924. Quelle: Chronikstube

Der aus der Stadt Zürich stammende Rudolf Huber (1839 – 1924) gründete 1882 eine Baumwollzwirnerei im Platz am Dorfbach, hinter dem «Hecht». Mit dem Aufkommen der Elektrizität begann er erfolgreich Kupferdraht mit Textilfasern zu umwickeln. Rasch erkannte er die Bedeutung isolierter Drähte. Stetig stieg die Nachfrage. Sein Betrieb wurde zur «Telegraphen- und Kabelfabrik» mit eigener Drahtzieherei. Betriebserweiterungen im Platz waren nicht mehr möglich, so begann er bereits in den 1890er Jahren seine neuen Produktionsräume in das damals noch völlig offene Land in der Tumbelen anzusiedeln. Mit seinem Sohn Emil zusammen gründete er 1894 die Kollektivgesellschaft R. & E. Huber, welche sich 1907 zur Aktiengesellschaft R. & E. Huber umwandelte. Jahrzehntelang prägte das immer weiterwachsende Unternehmen an der Tumbelenstrasse das Dorfbild und entwickelte sich zum grössten Arbeitgeber im Dorf. In den 1930er Jahren wurde u.a. in den Gummiwerken des Unternehmens auch der erste schweizerische Luftreifen, Pallas Pneu P 44, hergestellt.

Flugaufnahme des Firmengeländes der AG R. & E. Huber aus den frühen 30er Jahren
Flugaufnahme des Firmengeländes der AG R. & E. Huber aus den frühen 30er Jahren. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Illustrativ überhöhte Darstellung des Firmengeländes auf dem Briefkopf, 1932
Illustrativ überhöhte Darstellung des Firmengeländes auf dem Briefkopf, ebenfalls aus den frühen 30er Jahren. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Reklametafel Pallas Pneu P44 produziert von 1947 – 1964
Erster Schweizer Luftreifen: Reklametafel für den Pallas-Pneu P44, produziert von 1947-1964 im Gummiwerk der AG R. & E. Huber an der Tumbelenstrasse. Quelle: Chronikstube Pfäffikon
Produktion von Pallas P44 Weisswandreifen im Gummiwerk an der Tumbelenstrasse
Produktion von Pallas P44 Weisswandreifen um 1955. Quelle: Jubiläumsbuch 75 Jahre R. & E. Huber AG
Huber+Suhner Werkgelände in den 1960er Jahren
Werkgelände in den 1960er Jahren. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Die Huber+Suhner AG (H+S), Pfäffikon ZH seit 1969

Die «Huebi», wie sie noch heute im Volksmund genannt wird, genoss im ganzen Dorf hohes Ansehen, wozu auch das soziale Verantwortungsbewusstsein der an die Spitze des Unternehmens gewählten Direktoren eine entscheidende Rolle spielte, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Viele von ihnen wohnten vor Ort, waren volksnah und sorgten so für ein von allen Mitarbeitenden akzeptiertes Betriebsklima. Sie waren mehr «Patron» als «Direktor». 1969 fusionierte der bis heute erfolgreiche Betrieb mit der in Herisau ansässigen Firma Suhner AG zur «Huber+Suhner AG». Die überaus guten Beziehungen zwischen dem Unternehmen und der Gemeinde Pfäffikon wurden mit dem Geschenk der Granitskulptur «Knabe mit Fisch» am Seequai bekräftigt. Seit den 2000er-Jahren siedelte das Unternehmen seine Produktion nach und nach in die Pfäffiker Industriezone aus in den Witzberg. 2024 ist die Huber+Suhner AG ein globales Unternehmen im Bereich Kommunikation und Transport und führend in den Sparten Hochfrequenz, Glasfaser und Niederfrequenz. Ein erster Teil der einst industriell genutzten Fläche an bevorzugter Lage mit Blick in den Alpenkranz mitten im Dorf steht heute Wohnzwecken zur Verfügung. Südlich der Tumbelenstrasse steht seit 2018 nur noch das Verwaltungsgebäude von H+S. Das einstige Kesselhaus der Huber+Suhner AG wurde der Gemeinde mit der Annahme des Gestaltungsplanes «Tumbelenstrasse Süd» durch die Urnenabstimmung vom 29. November 2009 unentgeltlich überlassen, woraus diese den lange ersehnten Dorfsaal realisieren und eine begehrte Kulturstätte entstehen lassen konnte, was die Gemeinde dann im Endeffekt doch noch 8,5 Millionen Franken kostete. Der verbliebene Betriebsteil der Huber+Suhner AG nördlich der Tumbelenstrasse soll in den nächsten Jahren ebenfalls in die Industriezone Witzberg verlegt werden, womit dann das gesamte einstige «Huebi»-Areal zum Wohnen und für Gewerbe genutzt werden kann. Eine Jahresschrift der Antiquarischen Gesellschaft zeigt die Entwicklung des Unternehmens im Dorf. Eine Festschrift zum 50-Jahr-Jubiläum von H+S erläutert die Hintergründe.

Setzen der Granitskulptur Knabe mit Fisch von Bildhauer Hans Jakob Meyer
Setzen der Granitskulptur «Knabe mit Fisch» von Bildhauer Hans Jakob Meyer, Meilen, als Geschenk der AG R. & E. Huber anlässlich des 75 Jahre Jubiläums 1957 an die Gemeinde. Quelle: Chronikstube Pfäffikon

Quellen:

  • Tagblatt des Bezirkes Pfäffikon
  • Chronikstube, Archivmaterialien
  • Broschüre «Aus Pfäffikons Dorfgeschichte» Hansheinrich Schneider
  • Jubiläumsbuch 75 Jahre R. & E. Huber: «Schweizerische Kabel- Draht- und Gummiwerke»
  • Jahresschrift Nr. 3 der Antiquarischen Gesellschaft Pfäffikon: «Vom Hutdraht zu «Excellence in Connectivity Solutions», 40-Jahre-Jubiläum»
  • Archivalien von Regula Würgler-Zweifel
  • Festschrift Huber+Suhner, 50-Jahre-Jubiläum, 2019
  • Jahresberichte Bibliothek
  • Broschüren Gemeindewerke


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