Im Bereich der heutigen Ruderalfläche, südwestlich der Kirchenmauer, stand vor Jahrhunderten eine Wasserburg. Sie wurde vermutlich vom Geschlecht der Landenberger im 13. Jahrhundert erbaut und diente als Lehenssitz der Habsburger bis ins 16. Jahrhundert. 1386 im Sempacherkrieg und 1444 im alten Zürichkrieg wurde sie von den Eidgenossen niedergebrannt und die Besatzung umgebracht. Nach einem jeweiligen Wiederaufbau und schliesslich dem Verkauf an einen Pfäffiker Bürger sind ab 1554 keine weiteren Dokumente mehr vorhanden. Eine letzte überlieferte Darstellung befindet sich auf der Gygerkarte von 1667. Seither förderten diverse Grabungen Nachweise über die Existenz der Burg zutage. Generell muss bemerkt werden, dass über die Wasserburg nur wenig bekannt ist.
Chronologische Übersicht
Mitte 13. Jh. | Vermuteter Zeitraum der Erstellung der Burg Vermutlich ist Beringer von Breitenlandenberg der Erbauer der Wasserburg, er war verheiratet mit Adelheid von Hasli, welche einen Hof in Pfäffikon in die Ehe einbrachte |
1386 | Brandschatzung im Sempacherkrieg: Albrecht der I. (ein Breitenlandenberger) erhielt die Burg durch Erbgang, welche am 27. Juni 1386 mit dem Dorf zerstört wurde, die Burgbesatzung (26 Mann) wurde umgebracht |
1444 | Brandschatzung im Alten Zürichkrieg: zweite Zerstörung durch die Eidgenossen und Wiederaufbau |
1452 | Kam der Besitz an den Zürichgau, die Kollatur der Kirche gehörte aber bis 1536 den Breitenlandenbergern In der Gemeinde Pfäffikon wurden sämtliche Kollaturrechte aber erst in den 1830 bis 1840er-Jahren an den Kanton Zürich abgetreten |
1465 | Zu diesem Zeitpunkt soll Ritter Herdegen von Hinwil in der Burg gewohnt haben |
1504 | Als Burg-Besitzer wird die Familie von Vronegg Escher genannt, welche sie nach den Kappeler Kriegen wieder veräusserte |
1531 | Untervogt Hans Wirth in Pfäffikon ist der letzte namentlich bekannte Besitzer der Burg |
1554 | Letzte Erwähnung der Burg in einem Gültbrief (Schuldschein) von Hans Wirth |
Seither | Es wurden bis heute keine weiteren Dokumente oder schriftliche Aufzeichnungen mehr gefunden |
Gebäudestandort
Vom 13. bis ins 17. Jahrhundert stand am Pfäffikersee, südwestlich des Kirchenparks im ehemaligen «Bietenholzareal», eine Wasserburg, welche im 13. Jahrhundert vom Geschlecht der Breitenlandenberger erbaut worden sein könnte. Verortet wird sie etwa im Bereich der heutigen gemeindeeigenen «Ruderalfläche», direkt am Wasser. Die beiden historischen Karten von Jos Murer 1566 und von Hans Conrad Gyger 1667 geben grobe Hinweise zum ungefähren Standort der Wasserburg am Pfäffikersee. Das Wissen über die Burg ist bescheiden, vielem liegt nur eine Vermutung zu Grunde. Was man aber dank der Grabungen bestimmt weiss, ist, dass die ganze See- und Uferzone hier archäologisch bedeutsam ist. Der Flurname südlich der Usterstrasse heisst «Burg», die Wiese «Burgwies» und der Seeweg «Burgweg», danach folgt das Giwitzenried. Bodeneingriffe vor Ort jeglicher Art müssen der Kantonsarchäologie gemeldet oder von ihr bewilligt werden. Die Zone gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung, BLN.
Die Geschichte der Wasserburg
Auf Grund der Einträge in den beiden historischen Karten (Murer- und Gygerkarte), der fachkundigen Grabungen vor Ort mit bedeutenden Funden, historischen Nachforschungen und Erzählungen ist die Existenz einer Wasserburg am Seeufer ausgewiesen. Der Bau der Burg wird dem bedeutendsten Zweig der Landenberger, den Breitenlandenbergern, zugewiesen. Diese besassen auch in Pfäffikon viele Güter und waren Kirchherren. Die Hauptburg der Breitenlandenberger thronte in Turbenthal. Gut 250 Jahre lang gehörten die Breitenlandenberger, habsburgische Lehensträger, zu den Herren von Pfäffikon. Die vermutlich mehrheitlich aus Holz gebaute Pfäffiker Wasserburg wurde zweimal niedergebrannt, und danach jeweils wiederaufgebaut. Eine überlieferte Geschichte berichtet, dass der erste Brand 1386 im Sempacherkrieg der Burgbesatzung zuzuschreiben sei, da diese die im Dorf brandschatzenden Zürcher und Eidgenossen mit Schmährufen verhöhnten. Nachdem die Burg angezündet gewesen sei, seien alle 26 Burgbewohner umgebracht und deren Vorräte sollen mitgenommen worden sein. Der damalige Besitzer der Burg, Albrecht von Breitenlandenberg, befand sich zu dieser Zeit offenbar im Schloss Wetzikon. Bei der zwei Jahre später stattfindenden Schlacht bei Näfels, 1388, büsste auch er sein Leben ein. Im Alten Zürichkrieg 1440 bis 1450, einem Konflikt zwischen der Reichsstadt Zürich und der achtörtigen Eidgenossenschaft, wurde die Burg 1444 ein zweites Mal zerstört und danach wieder aufgebaut. Nach den Friedensverhandlungen von 1446 bis 1450 musste Zürich seinen Bund mit der Herrschaft Österreich endgültig auflösen. Die Burg gelangte in private Hände und fiel Mitte des 16. Jahrhunderts der Vergessenheit anheim. Archäologische Grabungen vor Ort brachten leider nur unvollständige Hinweise zutage.
Archäologische Grabungen, Funde und Hinweise
14. – 16. Jh. | Fundmaterialien sind Ofenkachel- und Glasfragmente |
1780 | Im Jahrbuch der «Lora» von 1882 (heute Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon ZH) steht zu lesen: «Bei einer Grabung in der Burgwies wurde sehr viel Eichenholz herausgegraben» |
1863 | Ein grosser Teil des einstigen Burgplatzes ist 1863 bei einem Uferabbruch in den See gesunken Dabei wurden mächtige Eichenstämme aus den Fundamenten der Burg zutage gefördert |
1893 | Messikommer erwähnt in einem Manuskript: «Mauerreste, Pfahlrost, Scherben und Knochen» |
1894 | Bei einer Grabung fand der hist. Verein «Lora» Bruchstücke von hohlen Ziegeln und Ofenkacheln |
1918 | Bei der Aufteilung des Areals in Pünten für ärmere Familien wurden Mauerzüge südwestlich der Kirchenmauer entdeckt Bei diesen Schürfungen ist man auf Fundamente gestossen, die möglicherweise zu einem viereckigen Turm gehörten |
1926 | Bei der Bereitung des Areals für die Tellspiele ist man per Zufall auf einen Kalksteinboden in ca. 1 Meter Tiefe gestossen Dazu entdeckte man auch viele mittelalterliche Kleinfunde wie Sporn, Steigbügel, Keramikfragmente und Spielzeug |
1958 | Bei einem Erweiterungs-Neubau der Bietenholz & Co AG ist man auf Palisaden aus Eichenstämmen und einen 1,5 Meter tiefen und ca. 14 Meter breiten Wassergraben gestossen |
1973 | Bauabsichten der Bietenholz & Co AG führten zu einer erzwungenen Rettungsgrabung vom 7. bis 11. März 1973 Gemäss Notgrabungsbericht von 1973 stellte PD Dr. R. Schnyder, Konservator am Schweizerischen Landesmuseum (Nationalmuseum) fest, dass sich die Funde in die zweite Hälfte des 16. Jh. datieren lassen Das bedeutet, dass die Burg nach ihrer Zerstörung im alten Zürichkrieg, 1444, wiederaufgebaut und noch während gut 100 Jahren weiter bewohnt worden war Danach verlieren sich die Spuren, Steine und Mauerreste wurden zum Bau neuer Gebäude verwendet |
1997 | Im Zusammenhang mit dem Neubau eines Regenrückhaltebeckens der Gemeinde Pfäffikon wurde im Bereich der Kantonalen Fischzucht eine grössere Fläche archäologisch untersucht Die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie fanden wertvolle Siedlungsreste in der sog. «Horgener Kulturschicht» (ca. 3 Meter unter dem heutigen Niveau und unter dem Grundwasserspiegel) Die Funde lassen sich ins 31. Jh. v. Chr. zurückdatieren Innerhalb von 100 Jahren jener Zeit konnten drei aufeinanderfolgende Dörfer nachgewiesen werden |
2016 | Die letzte archäologische Schatzsuche der Kantonsarchäologie fand im «Moorboden» des abgebrochenen Seerestaurants «Seerose» statt, später «L’Aq» genannt, und vor dem Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern an der Usterstrasse 37 und 39 Gefunden wurden Werkzeuge, Tierknochen, Schmuck und sogar ein Pfeilbogen aus der Zeit der «Horgener Kultur» |
Die Landenberger
Zu den bekanntesten, ältesten und mächtigsten adeligen Familien in der «Schweiz» gehörten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert die Edlen von Landenberg, Pfandinhaber der Habsburger. Das adlige Geschlecht stammte aus dem Tösstal mit umfangreichem Besitz im Zürcher Oberland und in der Ostschweiz. Im Tösstal waren sie mit drei Burgen vertreten, welche auch ihren Familien die Namen gaben: die Altlandenberg, die Hohenlandenberg und die Breitenlandenberg. Heutzutage sind davon nur noch bescheidenste Rest-Ruinen zu sehen, welche an den einmaligen Aussichtspunkten das historische Erbe erahnen lassen. Die Landenberger-Gebiete liegen im Grenzbereich zwischen den Habsburgern und den Eidgenossen, meist als Lehen des Klosters St. Gallen. Mit ihren Auftritten als Zeugen bei Gütergeschäften und mit geschickter und gezielter Heiratspolitik mehrten sie ihren Einfluss in ihren jeweiligen Gebieten. Nach dem Aussterben des Kyburger Adels traten sie in den Dienst der Habsburger. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte besassen sie über 30 Schlösser im Zürich- und im Thurgau. Die Stammburg der Landenberger befand sich in Bauma, im Tösstal, die Burg Altlandenberg. Sie wurde 1651 zerstört, deren Steine teilweise abgetragen und zum Teil für den Kirchenbau verwendet. Die verbliebene Ruine ist heute konserviert und bleibt der Nachwelt erhalten. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.
Was heute vom einst bedeutenden Geschlecht der Landenberger noch zu sehen ist:
- Altlandenberg: Stammburg der Landenberger; Ruine mit sichtbaren Mauerresten in Bauma
- Breitenlandenberg: Ruine in Turbenthal, nur noch wenige Mauerreste sichtbar
- Hohenlandenberg: Nur noch Burgplateau sichtbar, in Wila, Gräben mit Stegen überspannt
- Landenberg-Werdegg: Burghügel bei Hittnau
- Landenberg-Greifensee: Landenberghaus erinnert noch heute an die Burgherrschaft. Die Familien der Landenberg-Greifensee waren auch als Gerichtsherren in Irgenhausen und Auslikon zuständig.
Für die Geschichte unseres Dorfes bedeutend waren die Breitenlandenberger, welche in Pfäffikon und Irgenhausen verschiedene Güter besassen. Um 1250 ging der von Kaiser Otto um 965 als Geschenk an Disentis vermachte einstige Königshof Pfäffikon wieder an das Kloster St. Gallen zurück. Dieses verlieh die Kollatur an die Breitenlandenberger, was deren Einfluss enorm erhöhte. Es wird vermutet, dass Beringer von Breitenlandenberg das Wasserschloss zwischen See und Kirchenmauer im 13. Jh. erbauen liess.
Die Erinnerungsfeier von 1886
Zum 500-Jahr-Jubiläum der Zerstörung der Wasserburg von Pfäffikon, 1386, führte am 14. und am 28. März 1886 der historische Verein «Lora» (heute: Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon ZH), in einer aufwendigen Inszenierung die Einnahme der Burg am See für das begeisterte Publikum auf. Unter dem Titel «Die Zerstörung von Pfäffikon durch die Eidgenossen» wurde die historische Erinnerung in dramatischer Weise dargestellt. An der Aufführung des Festspiels nahm ein grosser Teil der Pfäffiker Bevölkerung aktiv teil, und es sollen zwischen 9000 und 10’000 Besucher und Besucherinnen die Aufführungen dieses einmaligen Festspieles genossen haben.
Transkription:
«Die Feier zur Erinnerung an die Zerstörung von Pfäffikon durch die Eidgenossen im Jahre 1386 war in allen Theilen auf’s beste arrangirt und ebenso trefflich durchgeführt. Die Zuschauermenge war eine so enorme, wie sie Pfäffikon wol noch nie gesehen hat, selbst nicht an den beiden kantonalen landwirtschaftlichen Festen von 1856 und 1876. Nahe am See war die Burg Landenbergs, zu dessen Besitzthum damals Pfäffikon und der umliegende Gau gehörte und unter der Grafschaft Kyburg stand, aufgeführt und gewährte mit seiner grossen Vorbühne einen imposanten Anblick, den Ritterburgen damaliger Zeit täuschend nachgeahmt.»
Quellen und Links
Quellen:
- Diverse Unterlagen Chronikstube Pfäffikon ZH
- Ulrich Eberli: Zusammenfassung Pfäffiker-Burg, Kopie aus Chronikstube
- Denkmalpflege: Rettungsgrabung 1973, 7. Bericht 1970 – 1974, Teil 1, S. 101-105
- Heimatbuch Band 1, Seite 85, Sempacherkrieg
- Heimatbuch Band 2, Seite 11, Die Burg am See
- Die Ufer des Pfäffikersees – eine archäologische Schatzkammer, Kt. Zürich
- Fundbericht 1997: Jahrbuch der schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Bd. 81/1998
- Festbericht vom März 1886 zum Festspiel, in: «Der Freisinnige» vom 18. März 1886
- Diverse Ausschnitte aus dem Wochenblatt von Pfäffikon von 1886
- Volkszeitung für das zürcherische Oberland vom 13. und 20. März 1886
- Jahrbuch der «Lora» von 1882
- Hans Keller, «Die Herren von Pfäffikon», Broschüre 2014
- Kunstdenkmäler Kt. Zürich, Band II, Seite 50
Links:
- Zürcher Denkmalpflege, 7. Bericht 1970 – 1974, Teil 1, S. 101-105:
https://www.zh.ch/content/dam/zhweb/bilder-dokumente/themen/sport-kultur/kultur/archäologie/ denkmalpflege/vergriffene-publikationen/07_1_Bericht_Denkbank.pdf - ETH-Bibliothek: Appenzeller Kalender 1956, Artikel: Die Edlen von Landenberg:
https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=apk-002:1956:235#5 - Haus Landenberg im Mittelalter, Dissertation von Ernst Diener, 1898:
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-478497 - Martin Leonhard: «Landenberg, von», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.11.2007:
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020289/2007-11-12/ - Bild von Roland Zumbühl, Bauma Altlandenberg:
https://www.picswiss.ch/04-ZH/ZH-41-10.html - Die Ufer des Pfäffikersees – eine archäologische Schatzkammer:
https://www.zh.ch/de/newsuebersicht/medienmitteilungen/2011/03/051_pfaeffikersee.html